Der Musik Promotion Plan für ungesignte Musiker

Musikbusiness 06.09.2014
Julian Angel

Die Promotionkampagne vorbereiten

Facebook, Twitter und Youtube alleine reichen nicht aus, um sich als Musiker die notwendige mediale Präsenz zu verschaffen. Darauf zu warten, dass wir zufällig durch hunderte von schreibwütigen Journalisten in einer Facebook Gruppe entdeckt werden, ist, ehrlich gesagt, Utopie. Und trotz der möglichen Reichweite der sozialen Medien über Kontakte von Kontakten von Kontakten finden uns doch die meisten Musikkäufer außerhalb solcher Plattformen. Wir müssen also zusehen, auch in den übrigen Bereichen unserer Szene bekannt zu werden. Zudem fördert die Präsenz in gewissen Medien unsere Glaubwürdigkeit. Wir starten also eine Promotionkampagne.

In der Musikindustrie werden Promotionkampagnen so angelegt, dass im Idealfall kurz vor der Veröffentlichung, das heißt ca. zwei Wochen vorher, nahezu alle bemusterten Medien das neue Album per Rezension vorgestellt und im Falle von Radiostationen die Single gespielt haben. Bei Printmedien lässt sich dies auf Grund deren Erscheinungstermine nicht exakt timen, bei Onlinemedien wie Webzines, Blogs und Webradios dafür umso besser. Kurz nach der Veröffentlichung kommen dann noch ein paar Nachzügler hinzu, außerdem kann mit Interviews nachgefasst und die Präsenz der Musiker in den Medien verlängert werden.

Wie läuft solch eine Kampagne aber zeitlich und vom Umfang her ab? Hier müssen wir uns das Arbeitsaufkommen der Medienbetreiber vor Augen führen. Gerade im Onlinebereich sowie bei kleineren genrespezifischen Magazinen finden wir sehr viele Idealisten, die ihre Websites, Sendungen und Hefte nebenberuflich und im besten Fall kostendeckend betreiben. Hier bleibt also gerne einmal viel Arbeit liegen, Pressemitteilungen und Promo CDs stapeln sich.

Es lohnt sich also, frühzeitig mit der Bemusterung zu beginnen, gerne sechs bis acht Wochen vor der eigentlichen Veröffentlichung. Wichtig ist dabei, den Veröffentlichungstermin auf dem „Waschzettel“ klar ersichtlich zu machen. Ein gut gepflegter Kontakt zu den jeweiligen Medienvertretern hilft dabei, Kritiken oder Berichte zum gewünschten Zeitpunkt zu veröffentlichen.

Mit welchem Umfang müssen wir aber rechnen und wie viele Medienkontakte müssen bemustert werden, um der Promotionkampagne ausreichend Wirkung zu verleihen? Abhängig von der Größe der jeweiligen Szene oder Marktnische können dies auf nationaler Ebene zwischen 20 und 50 Kontakte sein, wer nicht ausdrücklich deutsch singt, kann die gleiche Anzahl an internationalen Kontakten noch einmal hinzurechnen.

Wie kommen wir aber zu unseren Medienkontakten? Wir können unsere Stilnische nach passenden Magazinen, Webzines, Blogs und (online) Radios durchforsten, die gefundenen Medien nach Relevanz sortieren und – weit vor unserer Veröffentlichung – kontaktieren. Dabei stellen wir uns kurz und prägnant vor, erklären, dass wir ein Album veröffentlichen werden und uns dafür einen Medienverteiler anlegen. Einen Vorteil können wir uns verschaffen, indem wir auf ein paar kurze, noch nicht öffentlich zugängliche Songsamples zum Probehören verweisen. Außerdem fragen wir den Kontakt, ob er die Bemusterung digital oder physisch haben mag. Gerade die oben erwähnten idealistischen Nebenberufler freuen sich sehr über eine echte CD als Dankeschön für ihre Arbeit.

Mit Hilfe eines Aufhängers lässt sich der eine oder andere Kontakt bereits im Vorfeld vertiefen. Dieser Aufhänger kann zum Beispiel ein Kommentar zu einem gelungenen Interview des Kontaktes oder eine gemeinsame Erfahrung sein. Mit etwas Glück kann darüber ein Gespräch entstehen – oder eine Serie von eMails. Ihr seht, wir sollten jeden Kontakt unbedingt persönlich anschreiben und vorher ein Bisschen recherchieren, mit wem wir es zu tun haben – keine Copy & Paste eMails also.

Zwei Wochen bevor wir unsere neu gewonnenen Kontakte mit Musik und Infos bemustern, können wir ihnen eine Pressemitteilung über die bevorstehende Veröffentlichung schicken. Gerade die Onlinemedien freuen sich über leichtes (nämlich kopier- und einfügbares) neues Material, schließlich wollen sie möglichst aktuell sein.

Dann kann es losgehen mit eMails verschicken und Promos eintüten. Wichtig ist ein unaufdringliches Nachhaken bei den Kontakten, um gegebenenfalls die rechtzeitige Veröffentlichung der Rezensionen zu leiten. Ebenso wichtig ist ein persönliches Dankeschön, sobald die Rezension steht. Dies würdigt die Arbeit des Kontaktes und liefert einen perfekten Anlass, um ein Interview vorzuschlagen.

Eine Musikpromotionkampagne selbst durchzuführen bedeutet in der Tat viel Arbeit, die sich aber am Ende durch eine gut abdeckende Präsenz im jeweiligen Marktsegment auszahlt. Und diese Präsenz ist nicht nur wichtig, um andere Menschen auf uns und unsere Musik aufmerksam zu machen, sondern auch um den nötigen Anstrich von Ernsthaftigkeit zu erhalten.

Viel Erfolg –

Julian Angel

Julian Angel ist Rockmusiker und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, die am 12.10.2014 in Frankfurt stattfindet und von König & Meyer als Sponsor unterstützt wird. Alle Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung findet Ihr unter www.MusicBizMadness.de!    


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