Mehr als ein Hobby – Popmusik hat Potenzial

News 27.12.2012
Popakademie Baden-Württemberg

Schüler bleiben nach dem Unterricht freiwillig in der Schule, Führungskräfte und Manager tauschen Krawatte gegen Bassgitarre, jugendliche Migranten widmen sich begeistert dem Verfassen deutscher Texte und eine Band mit dem stolzen Durchschnittsalter von 70 erobert die Herzen des Publikums.

Popmusik begeistert. Aber sie kann noch viel mehr. Das zeigen unterschiedliche Projekte der Popakademie Baden-Württemberg, bei denen Menschen jeden Alters und unterschiedlichster sozialer Herkunft zusammen finden.
„Music is the universal language of mankind.“ – Was der amerikanische Dichter Henry Wadsworth Longfellow schon im 19. Jahrhundert so schön formulierte, ist eine der Grundideen verschiedener Popakademieprojekte. Musik ist universelle Sprache, eine Art Metakommunikation, die zwischenmenschliche Beziehungen oft stärker fassen kann als die „normale“ Sprache es tut. Musik kann aber noch weit mehr leisten. Wie man Popmusik zur Vermittlung von sprachlichen Fertigkeiten, sozialen Fähigkeiten oder als Teambuildingmaßnahme einsetzen kann, demonstriert die Abteilung „Vermittlung Populäre Musik“ der Popakademie mit einer breiten Palette an Projekten, bei denen das aktive Musizieren im Mittelpunkt steht.

 

Schüler bleiben nach dem Unterricht freiwillig in der Schule. Der Grund? Bandcoaching AG. Während es oft vergleichsweise schwer ist, Jugendliche für klassische Musik zu begeistern, sind poppädagogische Projekte beinahe ein Selbstläufer. Kein Wunder. Im Schulalltag zählt einmal mehr, was angesagt ist, dass die Heranwachsenden eher Popidolen wie Lana del Ray oder Rapper Cro nacheifern, als sich Vivaldi oder Brahms zuzuwenden. Für das Projekt School of Rock kommen Studierende, Dozenten und Mitarbeiter der Popakademie mit einem bis unters Dach bepackten LKW mit Instrumenten, Verstärkern und allem erdenklichen Soundequipment für einen Tag an Schulen in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Sportliches Ziel: Konzert mit Schülerbands am Mittag.
Und das obwohl viele der beteiligten Schüler noch nie ein Instrument in der Hand gehalten haben. Die Umsetzung des Ganzen ist ganz einfach: Die Popakademiestudenten stellen morgens ihre Instrumente vor und geben Gesangs- und Rapkostproben. Die Schüler können sich dann entscheiden, welchen Part sie in der Band übernehmen wollen und werden daraufhin in Bands aufgeteilt. In den anschließenden Intensivcoachings lernen die Schüler die Instrumente kennen und ganz einfache Arrangements zu spielen. Andere Schüler wiederum schreiben eigene Songtexte, die sie später auf bereits bekannte Melodien singen werden. Innerhalb eines Vormittags finden bunt gemischte Gruppen zusammen, lernen zunächst individuell, entwickeln sich zur Band und stehen schon wenige Stunden später auf der Bühne der Schulaula vor großem Publikum, um selbst geschriebene Texte und Songs zu performen… Dass hier nicht jeder Ton sitzt, ist klar. Dass die Arrangements noch weit von komplexen Songkonstruktionen entfernt sind, ist ebenso klar. Bei diesem Projekt geht es auch nicht um musikalische Perfektion. Es geht darum, Jugendliche für das Musikmachen zu begeistern und im Idealfall Bandcoaching AGs an den Schulen zu implementieren.

Begeisterung und Spaß sind bei School of Rock garantiert. Auf dieser Basis funktionieren auch viele weitere Projekte der Popakademie.

 

In einer Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Mannheim schreiben Seniorinnen und Senioren gemeinsam mit Studierenden einen eigenen Popsong. Manager, Führungskräfte und ganze Unternehmensabteilungen nutzen Bandworkshops der Popakademie als Teambuildingmaßnahmen. Jugendliche mit Migrationshintergrund arbeiten in Popworkshops an ihren sprachlichen Fertigkeiten. Popmusik als Patentrezept für alles und jeden?

Spaß und Begeisterung, die Popmusik beim Hören und Machen hervorruft, sind gerade mal die vordergründigen Erscheinungen. Das Geheimnis der Popmusik steckt in ihrer Pädagogik. Musizieren, Songs schreiben und produzieren bedeuten kreative Arbeit. Egal ob Laie oder Vollprofi – kreatives Arbeiten heißt Loslassen von Normen, sich Zeit zu nehmen, Räume zu öffnen anstatt zu befüllen. Faktoren und Fähigkeiten, die sowohl im Schul- als auch im Arbeitsalltag sehr bedeutend sind und maßgebliche Beiträge zur eigenen Entwicklung leisten können. Der gesamte pädagogische Nutzen dieser Popakademieprojekte zeigt sich dann im Detail der einzelnen Workshopelemente.

 

In einer Band zu spielen erfordert viele Fähigkeiten. Die Eingliederung in eine Gruppenstruktur, die der gewohnten Gruppe im Klassenverband oder im beruflichen Umfeld entgegnet, erfordert Anpassungsfähigkeit. Neue Perspektiven und Sichtweisen ergeben sich, wenn beispielsweise der Chef, der sonst den Ton angibt, auf einmal die zweite Geige spielen muss – oder lediglich die Triangel. Durch die Bandarbeit können viele soziale Fähigkeiten angesprochen und gezielt gefördert werden.

 

Popmusik kann aber auch das Lernen einer Sprache erleichtern. Die Bewältigung großer Herausforderungen erfordert ein hohes Maß an Motivation. Der schulische Leistungsdruck kann sich hier auch negativ auswirken. Das Integrationsprojekt InPop greift diesen Aspekt auf und setzt sich mit dem Erwerb von Sprachkompetenzen bewusst außerhalb schulischer Zusammenhänge auseinander. In Songwriter- und Rapworkshops schreiben die Jugendlichen Songs in deutscher Sprache. Das „Zu-Papier-bringen“ eigener Gedanken und Emotionen in deutscher Sprache geschieht im Rahmen eines Hobbys und passiert somit durch den eigenen inneren Antrieb.

Lampenfieber, Herzklopfen, schweißnasse Hände. Bei allen Projekten der Popakademie geht es letztendlich vor großes Publikum auf die Bühne. Der ein oder andere liebt das Gefühl, im Mittelpunkt zu stehen, alle Blicke auf sich gerichtet zu wissen, sich als Star des Tages zu fühlen. Den Meisten dürfte aber dann doch ein wenig bange werden, kurz bevor es ins Rampenlicht geht. Zu den Abschlusskonzerten wird von allen noch einmal der ganze Mut und volle Konzentration verlangt. Besonders bei Schülern und Jugendlichen bleibt dieser Auftritt als wichtige und prägende Erfahrung in Erinnerung. Aber auch gestandene Führungskräfte zeigen sich sichtlich erleichtert, wenn sie ihren Auftritt gut über die Bühne gebracht haben.

 

Popmusik ist mehr. Popmusik ist Transfermedium für soziale Kompetenzen und für die Vermittlung von Sprachfertigkeiten. Sie ist Ausdruck von Meinungen und Emotionen. Sie ist Kultur. Jetztzeitkultur. Popmusik hat ein enormes Potenzial um Menschen zu verbinden, zu verändern, zu bewegen.

Weitere Informationen zu Workshops und Projekten findet ihr auf www.popakademie.de
bzw. http://www.popakademie.de/projekte/schoolofrock
und http://www.popakademie.de/mediaworld/videos/videos-projekt-inpop


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